Biologie vs. Ernährung: Roh-vegane und frugivore Ernährung unter der Lupe

Biologie vs. Ernährung: Roh-vegane und frugivore Ernährung unter der Lupe

Dies ist eine Übersetzung aus dem Englischen. Den Original-Artikel findest du hier.

Während die Themen roh-vegan und Fruchtesser (fruchtessende Tierarten) immer populärer werden bei Menschen die ganzheitlich und vernetzt recherchieren und nach unserer natürlichen, artgerechten Ernährung suchen: Es kristallisiert sich langsam aber klar heraus, dass der Mensch auch bei der Ernährung Menschenaffen sehr ähnlich sind (was uns eigentlich nicht überraschen sollte, da Menschen von der Biologie her auch als Menschenaffen klassifiziert werden). Schimpansen werden in der Wissenschaft als Fruchtesser beschrieben.

Eine frugivore Ernährung (basiert v.a. auf tropischen Früchten, Grünzeugs und Nüssen, Wurzelgemüse) bringt auch für den Menschen viele Vorteile: Die positiven Erfahrungsberichten, die «real-life experiences» sind teilweise sehr beeindruckend! Aber mit der wachsenden Beliebtheit solcher auf Früchten basierender, und roh-veganen Ernährungsformen nimmt auch die Zahl der kritischen Stimmen, insbesondere von Ernährungswissenschaftlern, zu.

Allerdings scheinen die Ernährungswissenschaften evolutionsbiologischen Anpassungen im Zusammenhang mit Ernährung zu ignorieren. Deshalb wird das natürliche, biologische Ernährungskonzept – unsere artgerechte Ernährung – oft nicht vollständig verstanden aus der reduktionistischen Perspektive der Ernährungswissenschaft. Dieses eingeschränkte Verständnis (und Wissenslücken) wird deutlich, wenn Ernährungswissenschaftler die natürliche Ernährung unserer Spezies «bewerten». Es erinnert daran, wie konventionellen Medizinern, die über Naturmedizin und Heilung sprechen…

Erfahre mehr über das Thema «Menschen sind Frugivoren» hier.

Beschreibungen der frugivoren Diät, wie «sie konsumieren Nahrungsmittel, die in der Natur gesammelt werden können» («they consume foods that can be foraged in nature«), lassen eine entscheidende Komponente aus, die zu Missverständnissen führen und ein falsches Bild malen könnte: Die Aussage ist zwar richtig, aber Menschen leben nicht in ihrem natürlichen Lebensraum. Daher gibt es viel mehr über unsere natürliche Ernährung zu verstehen, insbesondere in Bezug auf die menschliche Ökologie.

Um die klassischen Argumente gegen die frugivore Diät zu erklären, fand ich es an der Zeit, auf einen typischen Artikel zu antworten. Ich wählte den neuesten Artikel über die frugivore Diät und antwortete mit meiner Sicht als Biologe auf die «Sicht eines Ernährungsberater» zur frugivoren Diät (die sie anscheinend nicht vollständig versteht) und hinterfragte den Ansatz, Menschen mit Schimpansen zu vergleichen, wenn es um die Ernährung geht.

Fangen wir an mit dem klassischen Mythos Nummer 1:

«Eine frugivore Ernährung enthält zu wenig Protein»

Die Autorin, die eine zugelassene Ernährungsberaterin ist, empfiehlt das Essen von Huhn und Rind, weil Früchte, Grünzeug und Nüsse nicht genügend Protein enthalten. Sie sagt:

«Fruit doesn’t contain much protein or fatty acids (avocado and coconut are the exceptions on the fat front).» but then admits that «if you were really diligent about incorporating nuts, seeds, and roots, you might be able to scrape by and meet your very basic protein needs. However, this won’t be easy or sustainable for most. And if you have higher activity levels or metabolic needs? It would likely be impossible to meet your increased protein needs.» 

Übersetzt: «Früchte enthalten nicht viel Protein oder Fettsäuren (Avocado und Kokosnuss sind die Ausnahmen auf der Fettseite).» aber dann gibt sie zu, dass «wenn Sie wirklich darauf bedacht wären, Nüsse, Samen und Wurzeln zu integrieren, könnten Sie es vielleicht schaffen und Ihren sehr grundlegenden Proteinbedarf decken. Dies wird jedoch für die meisten nicht einfach oder nachhaltig sein. Und wenn Sie einen höheren Aktivitätslevel oder Stoffwechselanforderungen haben? Es wäre wahrscheinlich unmöglich, Ihren erhöhten Proteinbedarf zu decken.» 

Da eine frugivore Ernährung die empfohlene Tagesmenge (RDA) an Protein erfüllt, ist dies kein stichhaltiges Argument. Warum? Lassen Sie uns betrachten, was die Lehren der Ernährungswissenschaftler bezüglich der Nährstoffempfehlungen wirklich bedeuten:

Die RDA ist das «durchschnittliche tägliche Aufnahmeniveau, das ausreicht, um die Nährstoffbedürfnisse von nahezu allen (97–98%) gesunden Personen zu decken». Das bedeutet, laut dem bekannten Stanford-Professor Christopher Gardener, dass die Verwendung der RDA «ein Ansatz zur Bevölkerungsgesundheit ist, sodass wenn jeder Mensch diese Menge (die RDA) bekäme, fast niemand einen Mangel hätte… Es wurde so entwickelt, dass erkannt wird, dass einige Menschen mehr benötigen«, und er betont, dass Menschen bei einer durchschnittlichen amerikanischen Ernährung viel zu viel Protein bekommen, «indem sie einfach nur essen, ohne es überhaupt zu versuchen.»

Aber lassen Sie uns den Proteingehalt einer natürlichen frugivoren Diät betrachten, die auf tropischen Früchten, Nüssen und Grün basiert: 2000-2500 Kalorien Nahrung enthalten ungefähr 50-55 Gramm Protein und erreichen somit die empfohlene Tagesdosis (RDA) von 0,8 Gramm pro kg Körpergewicht. Trotz der gängigen Meinung enthalten Früchte eine Menge Protein, die zur Gesamtprotein-Aufnahme in unserer Ernährung beiträgt! Tropische Früchte sind viel höher in Aminosäuren als gemäßigte Früchte. Die meisten tropischen Früchte enthalten etwa 2 Gramm pro 100 Gramm, mit einer Variation von etwa 0,8-2,4 Gramm. Hier finden Sie eine Liste der proteinreichen Früchte.

Alle rohen Lebensmittel, einschließlich Obst, enthalten eine gewisse Menge an Proteinen. Viele größere Säugetiere in der Wildnis sind Pflanzenfresser. Und Schimpansen in der Wildnis beziehen ihre Proteine hauptsächlich aus tropischen Früchten, zarten Blättern und Nüssen. Die Menge an Proteinen in einer auf Früchten basierenden Ernährung hängt größtenteils von der Qualität der Früchte ab, aber auch von Lebensmitteln wie Nüssen, Grünzeug usw.

Klassischer Mythos – Nummer 2:

«Früchte enthalten zu viel Zucker»

Der zweite häufige Irrtum, der in dem Artikel erwähnt wird, betrifft den Zucker in Früchten:

«While fruit has numerous health benefits, it still contains sugar—and excess sugar can be a problem, especially for those with blood sugar regulation issues (think diabetes or hypoglycemia). Our pancreas produces insulin that, when released into the blood, helps to regulate the amount of sugar circulating through our system.»

Übersetzt: «Obwohl Früchte zahlreiche gesundheitliche Vorteile hat, enthalten sie dennoch Zucker – und ein Überschuss an Zucker kann ein Problem darstellen, insbesondere für Personen mit Blutzuckerregulationsproblemen (denken Sie an Diabetes oder Hypoglykämie). Unsere Bauchspeicheldrüse produziert Insulin, das, wenn es ins Blut freigesetzt wird, hilft, die Menge des durch unser System zirkulierenden Zuckers zu regulieren.»

Seltsamerweise sorgen sich diese Ernährungsberaterin – wie die meisten Ernährungswissenschaftler – um den Zucker in Früchten, wenn sie in großen Mengen gegessen werden, trotz der Tatsache, dass der Verzehr von zuckerreichen Früchten als gesundheitsförderlich und anti-diabetisch erwiesen wurde. Ich frage mich, warum es in diesem Berufsfeld so wenige Personen gibt, die über die unzähligen Studien sprechen, die den anti-diabetischen Effekt von Früchten berichten… Ich frage mich, wie viele Ernährungswissenschaftler sich dessen bewusst sind, dass Früchte sich als förderlich für die Insulinregulation erwiesen haben und dass der Zucker in Früchten zu etwa 50% aus Fruktose besteht, die kein Insulin benötigt, um in die Zellen einzudringen und die Blutzuckerspiegel oder Insulinspitzen nicht in die Höhe treibt. Und nein, Fruktose in Früchten ist nicht schädlich: Studien, die negative Effekte von Fruktose berichten, beziehen sich auf isolierte hochfruktosehaltige Sirupe und Isolate. Früchte zeigen nicht die gleichen Effekte – ganz im Gegenteil:

Es hat sich gezeigt, dass Früchte der wichtigste einzelne Ernährungsfaktor für gute Gesundheit sind. Überrascht? Es ist etwas, das wir selten hören. Es ist jedoch das, was wir in renommierten wissenschaftlichen Zeitschriften lesen können. In Anbetracht unserer frugivoren Natur ist es nicht überraschend, dass unzählige Male gezeigt wurde, dass Früchte wichtige gesundheitliche Vorteile haben. Eine Ernährung, die an Früchten mangelhaft ist, gehört zu den Haupt-Risikofaktoren für schlechte Gesundheit und erhöhte Sterblichkeit (Falcomer et al., 2019). 

Es ist auch widersprüchlich, vorzuschlagen, Mahlzeiten (und Kohlenhydrate) auszugleichen, indem man Früchte durch stärkehaltige Lebensmittel wie Reis, Bohnen und Quinoa ersetzt – die mehr Zucker enthalten als süße Früchte:

«From there, balance out your fruits and veggies at each meal by adding three to six ounces of a protein (chicken, fish, beef, tofu), up to a cup of a high-fiber starch (quinoa, brown rice, sweet potatoes, beans), and up to two tablespoons of some healthy fats (olive oil or nuts).«

Übersetzt: «Von dort aus können Sie Ihre Früchte und Gemüse bei jeder Mahlzeit ausgleichen, indem Sie drei bis sechs Unzen eines Proteins (Huhn, Fisch, Rind, Tofu) hinzufügen, bis zu einer Tasse eines hochfaserigen Stärkeprodukts (Quinoa, brauner Reis, Süßkartoffeln, Bohnen) und bis zu zwei Esslöffel gesunder Fette (Olivenöl oder Nüsse).»

Komplexe Kohlenhydrate enthalten dieselben Moleküle wie einfache Kohlenhydrate, sind jedoch aneinander gebunden. Sie bilden kettenartige Polysaccharide. Die einzelnen Zucker in diesen Ketten enthalten die gleiche Menge an Kalorien wie die einzelnen Zuckermoleküle in süßen Früchten – nur ohne den Geschmack! Deshalb schmecken Stärken fade, es sei denn, wir kochen sie und zerkleinern sie durch Erhitzen in kleinere Stücke. Das bedeutet, dass Kohlenhydrate, nur weil sie süß schmecken, nicht „schlechter“ in Bezug auf Gesundheit und Kalorien sind. Eine Handvoll Reis (Trockengewicht) enthält ungefähr dieselbe Menge an Zuckermolekülen und Kalorien wie eine Handvoll süßen Zuckers (Trockengewicht)! 100 Gramm Banane enthalten 20 Gramm Zucker, während 100 Gramm gekochter Reis 44 Gramm Zucker enthalten. Darüber hinaus neigen wir dazu, komplexe Kohlenhydrate (wie Getreide und Stärke) viel mehr zu überessen als süße Kohlenhydrate in Früchten – Fruktose und Glukose. Einfache Kohlenhydrate aus Früchten schmecken süß, weil unsere Geschmacksrezeptoren die einfachen Zuckermoleküle (Monosaccharide oder Disaccharide) identifizieren.

Warum also unsere natürliche Kohlenhydratquelle durch eine Kohlenhydratquelle ersetzen, die in ihrem natürlichen Zustand nicht essbar ist und selbst wenn gekocht, mehr Anti-Nährstoffe und weniger Nährstoffe enthält? Aus ernährungswissenschaftlicher (und biologischer) Sicht scheint dies wenig Sinn zu machen. Wenn überhaupt, sollten wir erwägen, gekochte komplexe Kohlenhydrat-Nahrungsmittel durch mehr süße, fleischige rohe Früchte zu ersetzen, die unsere evolutionären Grundnahrungsmittel sind (erfahre hier mehr darüber). Und außerdem haben sich Menschen nicht dazu entwickelt, von gekochtem Essen abhängig zu sein – ganz im Gegenteil, wir scheinen nur leicht besser immunologisch auf gekochtes Essen zu reagieren als andere Arten (ja, gekochtes Essen löst Immunreaktionen aus). Erfahre hier mehr darüber. Nur um zu vervollständigen: Das Huhn (Protein-Nahrung) mit Oliven- oder Nussöl (Fette) übergossen, welche erhitzte oder verarbeitete Lebensmittel sind, stellen ernährungsphysiologisch Ersatz für Nüsse dar – unsere natürliche, rohe Nahrungsquelle (B12 fehlt in Nüssen, wird aber unten diskutiert).

Ich kann jedoch verstehen, warum das Missverständnis besteht, dass wir gekochte, komplexe Kohlenhydrate benötigen: Die meisten Menschen sind nicht vertraut mit fleischigen und hoch nahrhaften Früchten der Tropen. Früchte wie Jackfrucht oder Durian oder wilde Bananen (nicht degenerierte Supermarkt-Bananen) ähneln mehr der Konsistenz unserer stärkehaltigen Lebensmittel. Aber wenn wir keinen Zugang zu ihnen haben, könnten wir auf Ersatznahrungsmittel zurückgreifen! Obwohl dies eine der größten Herausforderungen der frugivoren Diät ist, kann es nicht als Argument gegen ihre Optimierung für den menschlichen Körper verwendet werden, wenn wir Zugang zu unseren ursprünglichen, natürlichen Nahrungsquellen haben.

Tropical fruits, including durian, are nutrient-dense

Lies auch Why it’s the tropical fruits that humans need

Häufiges Missverständnis – Nummer 3:

«Schimpansen essen Fleisch. Daher ist Fleisch auch für den Menschen ein natürliches Lebensmittel»

Die Ernährungsexpertin sagt folgendes zu den biologischen Aspekten bzgl. Ernährung:

«Just to respond to the notion that we should all be getting back to our roots of eating like gentle fruit-loving apes…I’m guessing the people making this claim have never seen the videos out there of chimpanzees hunting and eating other monkeys.«

Übersetzung: «Um auf die Vorstellung zu reagieren, dass wir alle zu unseren Wurzeln zurückkehren und wie sanfte, fruchtliebende Affen essen sollten… Ich vermute, die Personen, die diese Behauptung aufstellen, haben noch nie die Videos gesehen, in denen Schimpansen jagen und andere Affen essen.»

Hier liegt der Teufel im Detail und das Verständnis der Schimpansen-Ernährung ist notwendig, um ernährungsbezogene Schlussfolgerungen zu ziehen. Zum Beispiel müssen die Klassifikation der Schimpansen betreffend Ernährung und die Rolle von Jagen und Fleisch in der Schimpansen-Ernährung verstanden werden, um ein besseres Bild zu erhalten. Zum Beispiel:

  • Es gibt eine soziale Komponente bei der Jagd unter männlichen Schimpansen.
  • Die Jagd ist relativ selten und kein häufiges Verhalten. So sehr, dass Affen von den Einheimischen immer als «vegetarisch» angesehen wurden – vorausgesetzt, sie leben in natürlichen Lebensräumen und haben genügend Nahrungsquellen, nehme ich an.
  • Schimpansen essen durchschnittlich nur 1-2 % Fleisch. Es gibt eine Debatte darüber, ob alle Individuen und Populationen überhaupt Fleisch konsumieren.
  • Fleisch wird nicht als obligatorische Proteinquelle für sie angesehen, sondern dass ihre Hauptproteinquellen Grünzeug und Nüsse sind.
  • Bonobo-Schimpansen, die den Menschen am ähnlichsten sind, haben eine noch höhere Frucht- und geringere tierische Ernährung als Schimpansen.

Neben dem Studium der Ernährung unserer nächsten Verwandten ist es auch entscheidend, unsere eigenen Instinkte zu berücksichtigen: Ich frage mich, wie viele Menschen das Rindfleisch und das Huhn (vom Autor vorgeschlagene Lebensmittel) selbst jagen könnten? Sind wir wirklich fleischfressende Tiere? Mögen wir rohes Fleisch? Obwohl wir viel von Affen lernen können, behauptet niemand, dass wir identisch sind… das sind wir nicht. Wir unterscheiden uns um etwas mehr als 2% oder so 🙂

Images often speak louder than words…

Weitere gängigen Bedenken, die bezüglich Mängel oft geäussert werden:

«Eine frugivore Ernährung enthält nicht genügend Nährstoffe.»

Die Ernährungsberaterin fasste die gängigen Bedenken bezüglich der frugivoren Ernährung zusammen:

«Additionally, while fruit is high in certain nutrients, it’s lacking in others—and a fruit-based diet increases the likelihood of major nutrient deficiencies. For example, most fruits are not good sources of iron, zinc, vitamin D, calcium, iodine, or vitamin B12.» 

Übersetzung: «Zusätzlich, obwohl Obst reich an bestimmten Nährstoffen ist, fehlt es an anderen — und eine obstbasierte Ernährung erhöht die Wahrscheinlichkeit erheblicher Nährstoffmängel. Zum Beispiel sind die meisten Obstsorten keine guten Quellen für Eisen, Zink, Vitamin D, Kalzium, Jod oder Vitamin B12.»


Einige der Bedenken sind berechtigt, doch wie so oft liegt der Teufel im Detail – und wir müssen diese kennen um zu verstehen, wieso die frugivore Ernährung in Mängel resultieren kann, obwohl sie unsere natürliche Ernährung ist! Und was wir dagegen tun können! Um sich ein besseres Bild zu machen, soll hier noch erwähnt sein, dass wohl weitaus mehr Menschen an verschiedensten Mängel leiden, welche eine gekochte «nicht-frugivore» Ernährung haben!


In einem anderen Artikel über die Risiken und Fehler welche es bei einer frugivoren Ernährung zu beachten gilt, habe ich bereits das Wichtigste beschrieben. Ich erläutere auch, warum Mängel ein Problem darstellen können und wie man diese Risiken minimieren kann! Und noch wichtiger, im Kontext dieses Artikels erkläre ich, warum diese Bedenken nicht darauf hindeuten, dass die natürliche menschliche Ernährung nicht frugivor ist! Los geht’s:

Die frugivore Ernährungsweise kann kurzfristig enorme gesundheitliche Vorteile bringen. Bei langfristiger Umsetzung einer rohen Diät gibt es jedoch potenzielle Bedenken hinsichtlich Nährstoffmängel, insbesondere bei Protein, B12, Omega-3, Jod, Kalzium und Eisen.

Wie berechtigt sind diese Bedenken?

  • Eine frugivore Ernährung enthält kein Vitamin B12.“: Vitamin B12 muss bei allen (oder den meisten) veganen Diäten ergänzt werden, was mit dem Mikrobiom sowie dem Einsatz von Antibiotika und Pestiziden in unserer modernen Welt zusammenhängt und auch mit dem Kobaltgehalt unserer Böden und Lebensmittel. Alle diese einschränkenden Faktoren betreffen nicht nur Menschen, sondern auch Nutztiere, die bei Bedarf ebenfalls mit Vitamin B12 ergänzt werden. Erfahre mehr über B12 hier. Neuere Forschungen deuten darauf hin, dass Bananen Vitamin B12 enthalten können, jedoch sind diese Informationen noch sehr begrenzt.»
  • Eine frugivore Ernährung enthält zuwenig Jod.“: In der Natur ist Jod hauptsächlich im Meer und in der Umgebung des Meeres vorhanden – zum Beispiel sind essbare Meerespflanzen eine reiche Quelle für Jod. Die Aufnahme dieses Elements ist weniger eine Frage der Art der Nahrung, die Sie essen, sondern wo sie gewachsen ist. Beispielsweise können wir Jod allein durch das Einatmen von Meeresluft aufnehmen. Andererseits war Milch (die oft als Jodquelle beworben wird) aus den jodarmen Alpen ursprünglich keine gute Jodquelle für die Einheimischen. Kurz gesagt, dieses Nährstoff muss ergänzt werden, wenn man in einer jodarmen Umgebung lebt. Ganze Bevölkerungsgruppen von Ländern (z. B. die Schweiz) in jodarmen Gebieten werden über jodiertes Speisesalz ergänzt – was zeigt, dass die Jodaufnahme mehr von der Umgebung abhängt als von den Arten der Lebensmittel.
  • Eine auf Obst basierende Ernährung ist arm an Kalzium“: Tropische Früchte, und z.B. auch Zitrusfrüchte, enthalten genügend Kalzium! Die Aufnahme von Kalzium hängt jedoch größtenteils von einem gesunden Mikrobiom und Sonneneinstrahlung ab (Vitamin D und K2), weshalb viele Menschen mit kalziumreichen Diäten in Ländern ohne ausreichend Sonnenlicht unter geringer Knochendichte und schwachen Zähnen leiden.
  • Eine auf Obst basierende Ernährung ist arm an Eisen“: Grünpflanzen, Nüsse und sogar Früchte enthalten alle Eisen! Ein entscheidender Faktor für die Eisenaufnahme ist der hohe Vitamin-C-Gehalt in obstreichen Diäten, der die Aufnahme von Nicht-Häm-Eisen fördert. Generell sind die Absorption und die Darmgesundheit entscheidend für jede erfolgreiche Diät.
  • Eine auf frugivore Ernährung ist arm an Zink“: Nüsse sind eine gute Quelle für Zink. Zum Beispiel enthalten allein 5 Paranüsse etwa 4 mg Zink, was die Hälfte der empfohlenen Tagesdosis (RDA) für Frauen ausmacht, die bei 8 mg Zink pro Tag liegt. 100 Gramm Cashewnüsse enthalten 5-6 mg Zink. Wenn wir Grünes und tropische Früchte hinzufügen, die etwa 0,5-1 mg Zink pro Pfund enthalten, können wir die empfohlene Tagesdosis erreichen, die, wie oben erläutert, für die meisten Menschen ausreichend ist.
  • Eine frugivore Ernährung ist arm an Omega-3-Fettsäuren“: Einige tropische Früchte enthalten gute Mengen an Omega-3-Fettsäuren. Beispiele hierfür sind Papaya und Açai-Beere. Erfahre mehr hier.
  • Eine frugivore Ernährung ist im Allgemeinen nährstoffarm.“: Diese Aussage lässt sich nicht so einfach beantworten, da viele Faktoren eine Rolle spielen, die zu Mängeln führen können! Hier sind wir frei von Dogmen und möchten die potenziellen Risiken, die mit einer reinen Obst-Diät einhergehen können, nicht herunterspielen, besonders wenn wir nicht genau wissen, was wir tun! Es gibt einige Punkte, die oft ignoriert werden und zu Mängeln führen können:
  • Die frugivore Ernährung muss auf tropischen Früchten basieren. Der Zugang zu hochwertigen, tropischen Früchten ist daher entscheidend für den Erfolg einer obstbasierten Diät.
  • Menschen sind von Natur aus eine frugivore Art , nicht «Frutarier». Frugivore ernähren sich nicht ausschließlich von Früchten, sondern von einer grossen Diversität an rohen Nahrungsmitteln.
  • Wir leben nicht in unserem natürlichen, tropischen Lebensraum. Dazu kommt, dass unsere Umwelt degradiert ist, was viele ernährungsbedingte Mängel mit sich bringt. Deshalb müssen wir auf einer veganen Diät (aber auch bei anderen Diätformen) Nährstoffe ergänzen. Dies wird oft in Rohkost-Gemeinschaften verneint. Lesen Sie auch unseren Artikel über Nahrungsergänzungsmittel.


Weil wir in einer degradierten, belasteten Umwelt leben, und ausserdem noch nicht mal in unserem natürlichen Habitat leben, können wir uns nur so weit wie möglich einer natürlichen menschlichen Ernährung annähern, wobei wir die Mängel anerkennen und sie berücksichtigen. Die Notwendigkeit, Nahrungsergänzungsmittel zu nehmen, hängt von der Klimazone ab, in der du lebst, der Qualität der Lebensmittel, die dir zu Verfügung stehen, und davon, wie gesund (oder durch Toxine und Ernährung vorbelastet) diese sind. Schließlich enthalten die Nahrungsquellen, die frugivore Tiere in der freien Natur erhalten, generell viel mehr Nährstoffe!

Es gibt einige wichtige Überlegungen für eine erfolgreiche und nachhaltige frugivore Ernährung. Es gibt häufige Fehler, die das Risiko von Mängeln erhöhen, die oft mit einer frugivoren Ernährung verbunden sind, die jedoch vermieden werden können! In unserem Guide findest du wichtige Infos dazu. Trotz all dieser bemühungen ist es jedoch empfehlenswert sich regelmäßig auf Nährstoffmängel überprüfen zu lassen, um langfristig keine Probleme zu bekommen. Dies gilt eigentlich für alle Menschen, unabhängig von der Ernährunfgsform! Wir alle kommen aus einer Vergangenheit von Prädispositionen, toxischen Belastungen und angesammelten Schäden aus einem Leben (und sogar Generationen) in unnatürlichen Lebensräumen und beim Verzehr suboptimaler Lebensmittel. Dies kann eine Ursache für bestehende Mängel sein, die ernst genommen und angegangen werden müssen. Manche Menschen haben kaum Komplikationen, wenn sie sich auf die natürliche menschliche Ernährung einlassen; bei anderen ist der Weg steinig!

Bei all dem gibt es viele lebende Beweise für gesunde und sportliche Menschen, die über Jahrzehnte hinweg eine rohe und auf Obst basierende Diät verfolgen. Auch wenn dies nicht bedeutet, dass es für jeden funktioniert, zeigt es doch, dass es unter den richtigen Umständen möglich ist!

Fazit: Hören wir auf, den Elefanten im Raum zu ignorieren! Die Menschen haben eine natürliche Ernährung. Diese ist roh und wir sind Fruchtesser.


Jede Spezies hat eine natürliche Ernährung. Wir studieren einige davon, aber untersuchen nicht die Ernährung unserer eigenen Spezies. Die biologische Ernährung des Menschen mag komplexer sein als das Studium von Affen und unseren Instinkten, aber es ist fast wahnsinnig, dass dieses natürliche Konzept in den Ernährungswissenschaften nicht einmal erwähnt wird. Es ist an der Zeit, die Existenz einer natürlichen menschlichen Ernährung anzuerkennen, einer Ernährung, die biologisch für unsere Spezies geeignet ist, und sie gründlich zu erforschen.

Anstatt die frugivore Diät von vornherein abzulehnen, wie wäre es, wenn wir fruchtessende Arten, die Nährstoffzusammensetzung von tropischen Früchte, sowie unseren eigene Ernährungs-Ökologie und ursprünglichen Lebensraum versuchen würden zu verstehen?! 


Es ist auch an der Zeit anzuerkennen, dass viele Lebensmittel, die wir heute essen, nicht unsere „evolutionären Lebensmittel“ sind. Dennoch stimme ich zu, dass frugivore und rohe Diäten schiefgehen können, wenn diese nicht richtig angewandt werden – mit der richtigen Qualität der Lebensmittel und den Lebensmitteltypen, an die wir uns evolutionär angepasst haben.

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